Vor wenigen Tagen berichteten wir über die mögliche Hilfe des Freistaates für den Allgäu Airport. Gestern fand ein Gespräch im Finanzministerium statt, an dem der bayerische Finanz-, Landesentwicklungs- und Heimatminister Markus Söder sowie Regionalpolitiker und Flughafengesellschafter beteiligt waren. Das greifbarste Ergebnis ist, daß die ohnehin zugesagten 7,75 Mio. Euro auf 10 Mio. aufgestockt werden. Der angedachte Einstieg des Flughafens Münchens ist aber alles andere als in trockenen Tüchern. Laut MZ sei aus dem Finanzministerium zu hören gewesen, daß MUC als Partner gewonnen werden soll, um ein "tragfähiges Netzwerk" aufzubauen. Es werde aber auch geprüft, "ob es tatsächlich der Münchner Airport sein soll oder ob auch ein anderer Partner für den Memminger Flughafen infrage kommt". Es reißt sich anscheinend niemand darum, sich dieses Faß ohne Boden ans Bein zu binden. In den Gesprächen sei aber auch schnell klargeworden, daß eine Beteiligung des Freistaates ausgeschlossen sei, meldet die "Süddeutsche Zeitung". Dafür fehle es an der überörtlichen Bedeutung, wie es aus Teilnehmerkreisen geheißen habe.
Unklar ist bislang, was die EU zur geplanten finanziellen Unterstützung sagen wird. Eine Richtlinie verbietet die Subventionierung zweier Flughäfen, die weniger als 100km voneinander entfernt liegen. Das ist bei Memmingen und Friedrichshafen der Fall. Erst kürzlich mußte der Flughafen Zweibrücken wegen der aus diesem Grund gestellten Rückzahlungsforderung Insolvenz anmelden.
Endlich wurde hinsichtlich der Kosten des Ausbaus auch einmal öffentlich die Katze aus dem Sack gelassen. "Allein der erste Abschnitt des Flughafenausbaus kostet 15,5 Mio. Euro", so die MZ. Bisher war seitens des Airports konsequent der Eindruck erweckt worden, daß für alle Ausbaumaßnahmen 15 Mio. Euro geplant seien, worüber freilich jeder auch nur halbwegs Eingeweihte nur müde lächeln konnte. Selbst die beiden geplanten "Wartungshallen" dürften größere Kosten verursachen. Ein aktuelles Beispiel zum Vergleich: Ein namhafter unterallgäuer Hersteller von Verpackungsmaschinen beginnt lt. Memminger Zeitung demnächst mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums. Die Halle hat eine Grundfläche von 5300qm und eine Höhe von 14m (FMM: zwei Hallen mit je 9300qm und 23m Höhe), die Baukosten werden auf 9 Mio. Euro veranschlagt - übrigens ganz ohne Steuergeld.
tempo
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06.08.2014 00:15
#2 RE: Freistaat will angeschlagenem Allgäu Airport helfen (Update)
Der Unterallgäuer Verpackungsmaschinenhersteller soll Ralf Schmid als Bauingenieur einstellen. Dann kriegt er die Halle für 500.000 Euro.... auf dem Papier. Auf dem Papier ist der Allgäu Airport ja auch ein super Flughafen. Leider hat er kein Geld mehr.....
Es fehlt also an der überörtlichen Bedeutung. Das hat sich bei unseren Politikern doch schon wesentlich anders angehört, wenn ich mich richtig erinnere. War nicht sogar schon mal von einer "Bedeutung für ganz Bayern" die Rede? Egal, vielleicht haben sie es ja jetzt kapiert. Insgesamt glaube ich ja, dass RS & Co. wesentlich mehr erwartet hatten. Auf der Regionalversammlung der IHK im Mai hatte ja der Herr Pfeiffer mal laut von weiteren 10 Mio. geträumt - in Anwesenheit des Herrn Söder, versteht sich. Die erste Ausbaustufe komplett vom Staat bezahlt, das hätte den Herrschaften gefallen. Es sind aber "nur" 2,25 Mio. geworden. Viel Geld, keine Frage. Meiner Meinung nach 2,25 Mio. zu viel. Aber es bleiben eben immer noch 5,5 Mio. offen, die erstmal beschafft und auch wieder zurückgezahlt werden müssen. Wir werden sehen, was schwieriger ist.
FMM
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12.08.2014 08:42
#4 RE: Freistaat will angeschlagenem Allgäu Airport helfen (Update)
Mal sehen was dabei rauskommt. Von den 18 Mio., die die letzten Jahre durch die
Luftverkehrsabgabe an den Staat gezahlt wurden (von Billigpassagieren die ja sonst eh nicht geflogen wären), stellt der Staat 10 Mio. in Aussicht für die Infrastruktur.
Viele Grüsse
Tim
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12.08.2014 21:38
#6 RE: Freistaat will angeschlagenem Allgäu Airport helfen (Update)
[quote=Tim|p33229175]Mal sehen was dabei rauskommt. Von den 18 Mio., die die letzten Jahre durch die
Luftverkehrsabgabe an den Staat gezahlt wurden (von Billigpassagieren die ja sonst eh nicht geflogen wären), stellt der Staat 10 Mio. in Aussicht für die Infrastruktur.
Viele Grüsse
Tim[/quote]
Oh Fehler Teufel! Es sind nur etwa 9 Millionen an Luftverkehrsabgabe. Hab vorher die Aussteiger mit gerechnet, sorry!
Das ist ein Milchmädchenrecnung, die Du da anstellst und eine falsche noch dazu.
Diese Jahr werden 760.000 Passagiere erwartet, die jeweils 7,5 Euro Luftverkehrsabgabe zahlen, das sind 5,7 Millionen Euro.
Für die volkswirtschaftliche Betrachtung reicht es nicht aus nur zwei Zahlen zu vergleichen. Hier mal ein paar Denkanstöße:
- Das Flugplatzgelände wurde weit unter Wert verkauft, mit Einbusen von Dutzenden Millionen Euro für den Staat - Ein Teil der Fluggäste des Allgäu-Airports hätte vermutlich andere Flugplätze beutzt und dort Luftverkehrsabgabe bezahlt - Ein Teil der Fluggäste wäre vermutlich mit Bahn, Bus oder Auto gefahren und hätte Mineralölsteuer, Mehrwertsteur und Ökosteuer bezahlt - Beim Flugbetrieb fällt weder Mineralölsteuer, Mehrwertsteur noch Ökosteuer an - Der Bau der Memmingerberger Umgehungsstraße zum Flugplatz hat 4,7 Millionen Euro Steuergelder gekostet - Der Freistaat Bayern hat bereist 7,5 Millionen Euro Steuergelder in den Flugplatz gesteckt - Der Regierungsbezirk Schwaben, diverse Landkreise und Städet habe viele Millionen Euro an Steuergelder in den Flugplatz gesteckt - Der Staat bezahlt laufend Polizei und Zoll, was sich auf mehrere Millionen Euro pro Jahr belaufen dürfte - Die am Flugplatz beteiligten Unternehmen setzen die Verluste von der Steuer ab, wodurch dem Staat Einnahmen entgehen - Größter Gesellschafter am Flugplatz ist die Allgäuer Regional- und Investitionsgesellschaft, hinter der Allgäuer Städte und Landkreise stehen, also Steuergelder einsetzen - Der Outgoing Anteil der Passagiere ist ca. dreimal so groß wie der Incomming Anteil, wodruch der Region Kaufkraft und Steuereinnahmen entzogen werden (siehe separaten Thread über die umstrittene Studie der Uni Augsburg) - Fluggesellschaften wurden mit Subventionen bzw. Marketingzuschüssen aus Steuergeldern in Millionenhöhe angeworben
Eine genaue Bewertung traue ich mir nicht zu, aber es ist zu sehen, dass der Staat wesentlich mehr Geld für einen unnötigen Flugplatz ausgibt, als er an Steuereinnahmen erhält. Die Verschwendung von Steuergeldern ist für mich offenslichtlich.
segelflieger
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01.09.2014 09:39
#8 RE: Freistaat will angeschlagenem Allgäu Airport helfen (Update)
Absolutes Sommerloch am Airport. Mit Ausnahme der Strecke nach Temeshwar wurde nichts zu neuen Strecken erzählt. Nichts zur Auslastung der innerdeutschen Flüge und vor allem nichts zur zusätzlichen Förderung durch den Freistaat. Man könnte das ja fast als Undankbarkeit bezeichnen. Da bekommt man 2,25 Mio zusätzlich und kein öffetnliches Wort des Dankes, nachdem zuvor immer wieder öffentlich die Bitte/Forderung geäußert wurde.
naja
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06.09.2014 17:07
#9 RE: Freistaat will angeschlagenem Allgäu Airport helfen (Update)
Dass FDH so gut läuft und FMM so schlecht, liegt sicher nur an der Luftverkehrssteuer. FMM ist so grenznah (zu Österreich, wo es ebenso die LVS gibt) und FDH so zentral in Deutschland und so weit von der Schweiz entfernt, in der es keine LVS gibt. OPder verwechsle ich das was??? Der Flughafenchef schiebt aber doch seine Misserfolge immer auf die LVS!!! Veräppelt er uns da etwa????
In FDH fliegt Lufthansa zukünftig dreimal täglich mit größeren Maschinen nach Frankfurt, außerdem demnächst wieder Linienflüge nach London, ...
In FMM wird hingegen im Winter nochmals kräftig gekürzt. Vielleicht liegt es ja daran , dass FMM so gut wie pleite ist und nicht mehr so viele Marketingsubventionen zahlen kann? Die Luftverkehrssteuer ist sicher nicht Schuld daran....
Nachdem bereits der Freistaat Bayern eine direkte Beteiligung am Allgäu Airport wegen dessen fehlender "überörtlicher Bedeutung" abgelehnt hat, platzt nun wohl auch der geplante Einstieg des Münchner Flughafens. Laut Informationen der Süddeutschen Zeitung wird sich der Münchner Flughafen nicht am Allgäu Airport beteiligen (siehe http://www.sueddeutsche.de/bayern/umzugs...leben-1.2268227).
Dazu passt auch die erst kürzlich bekannt gewordene Aussage von Finanzminister Söder ganz gut, der eine finanzielle Beteiligung von der Stadt Memmingen und dem Landkreis Unterallgäu am Allgäu Airport fordert.
Scheint fast so als hätte man im Staatsministerium den Allgäuer Regionalflughafen bereits abgeschrieben. An eine positive Zukunft des Allgäu Airports glaubt in München jedenfalls wohl keiner mehr so wirklich.
tempo
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17.12.2014 14:41
#12 RE: Freistaat will angeschlagenem Allgäu Airport helfen (Update)
Jetzt muss der Freistaat noch ein wenig kräftiger helfen. Ryanair nimmt Flüge ab Stuttgart auf...
D.h. ein Teil des Potentials der Fluggäste aus Ulm wird wegbrechen und zukünftig ab Stuttgart fliegen. Falls Ryanair auch noch nach München kommen, dann muss der Allgäu Airport wohl zugesperrt werden ...
Im bayerischen Landtag wird heute über einen Dringlichkeitsantrag von Bernhard Pohl (Freie Wähler, Kaufbeuren) beraten. Er will eine Beteiligung des Freistaats am Allgäu Airport.
Die Chancen dafür dürften aktuell jedoch nicht besonders hoch sein. CSU-Fraktionschef Kreuzer hat bereits angekündigt, den Antrag abzulehnen. Er will erst das Sanierungs- und Betriebskonzept des Allgäu Airports sehen, das in einigen Wochen vorliegen soll.
Der Antrag wurde wie erwartet zurückgestellt. Erstmal soll das neue Betreiberkonzept und die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zur dritten Startbahn am Flughafen München abgewartet werden. Eine Entscheidung zum Allgäu Airport soll bis Ende Oktober fallen. Hoffentlich geht allen Verantwortlichen bis dahin endlich mal ein Licht auf :-)
Zitat von RobertM im Beitrag #13CSU-Fraktionschef Kreuzer hat bereits angekündigt, den Antrag abzulehnen.
Ich schmeiß mich weg. Ist das wirklich der selbe Thomas Kreuzer, der noch vor kurzem den Allgäu Airport "auf solide Beine stellen" wollte,weil "dies für die Wirtschaft unheimlich wichtig ist"? Und das sollte noch in diesem Jahr passieren. Nun gut, das war auf einer CSU-Provinzveranstaltung zum politischen Aschermittwoch. Da wird viel erzählt. Trotzdem scheint man dem guten Mann eine ausgeprägte "was-schert-mich-mein-Geschwätz-von-gestern"-Mentalität attestieren zu müssen.